Bericht zur Lage und Jahresabschluss 2023 der hanseWasser Bremen GmbH
Lagebericht 2023
1Grundlagen des Unternehmens
1.1Geschäftsmodell und Struktur des Unternehmens
Kernaufgabe der hanseWasser Bremen GmbH, Bremen, (im Folgenden „hWB“) ist die Abwasserentsorgung für die Stadt Bremen und für die Region.
Mit dem Vertrag vom 21. Dezember 1998 und einer Beleihung für einen Großteil der hoheitlichen Aufgaben ist die Gesellschaft für wesentliche Aufgaben der Abwasserentsorgung in der Freien Hansestadt Bremen (im Folgenden „FHB“) zuständig. Darüber hinaus übernimmt hWB im Rahmen von Verträgen zwischen der FHB und den Nachbargemeinden deren Abwässer zur Reinigung und bietet Abwasserdienstleistungen sowie verschiedene entsorgungswirtschaftliche und planerische Leistungen im Markt an.
An der hWB sind seit dem 1. Januar 1999 die Hansewasser Ver- und Entsorgungs-GmbH, Bremen, (im Folgenden „HVE“) mit 74,9 % und die FHB mit 25,1 % beteiligt. Zwischen der HVE und hWB besteht Geschäftsführeridentität, eine steuerliche Organschaft und ein gemeinsamer Betrieb im Sinne des Betriebsverfassungsgesetzes.
1.2Unternehmensstrategie
Die geregelte Abwasserentsorgung und -reinigung hat dazu beigetragen, dass die Lebenserwartung in Deutschland im vergangenen Jahrhundert um 30 Jahre gestiegen ist. Heute ist sie ein zentraler Bestandteil der Gesundheitspolitik und bedeutet Lebensqualität, Wohlstand und Sicherheit für die Bevölkerung. Den Menschen und der Umwelt in Bremen und der Region ist hWB deshalb in besonderem Maße verpflichtet. 365 Tage im Jahr nimmt hWB diese wichtige Aufgabe der Daseinsvorsorge wahr und sorgt für eine moderne und umweltgerechte Abwasserbeseitigung. Als Abwasserdienstleister und Partner der FHB übernimmt hWB Verantwortung für die Gesundheit der Menschen und die hohe Lebensqualität in der Stadt – heute und in Zukunft.
In Hinblick auf den Klimawandel zeichnen sich neue Themen- und Aufgabenfelder ab, die nur als kommunale Gemeinschaftsaufgabe gelingen werden. Aufgrund der anstehenden Herausforderungen beschäftigt sich hWB intensiv mit den Themen Klimaresilienz, Schwammstadt und intelligente Wasserkreisläufe als Wassermanager. hWB plant auch in Zukunft weiter Verantwortung zu übernehmen, um gemeinsam mit den städtischen Stakeholdern eine wassersensible und klimaresiliente Stadtentwicklung weiterentwickeln zu können.
hWB trägt dazu bei, die Abwassergebühren durch angemessene Entgelte seit dem Beginn des Kooperationsmodells auf einem moderaten Niveau zu halten. Gleichzeitig werden auf der Basis von Langfriststrategien jedes Jahr rund 35.000 TEUR in die Abwasserinfrastruktur investiert. Dies schließt auch die Instandhaltung der bestehenden Anlagen mit ein. Damit wird die Zukunft der Abwasserbeseitigung aktiv mitgestaltet.
1.3Unternehmenssteuerung
Die Steuerung des Unternehmens erfolgt durch ein integriertes Managementsystem und wird durch ein Risikomanagementsystem ergänzt. Das Controlling von hWB umfasst alle Geschäftsbereiche und verfolgt den Grundsatz der Kongruenz von Aufgabe und Verantwortlichkeit.
Das Finanzmanagement von hWB gewährleistet eine regelmäßige Liquiditätskontrolle und eine sachgerechte Kreditüberwachung.
Die einzelnen organisatorischen Bereiche und Stabsstellen sind für die Einhaltung ihrer Einzelbudgets einschließlich der Zielvorgaben für die Leistungserbringung verantwortlich, das Controlling übernimmt hierbei eine unterstützende Rolle. Über die Hierarchieebenen werden von der Geschäftsführung bis zu den einzelnen Mitarbeiter*innen im Rahmen eines Zielvereinbarungsprozesses Ziele und Zielwerte abgeleitet und vereinbart.
Zielkartenrelevant sind die folgenden fünf Themen:
- Ergebnis: Angemessene Verzinsung des eingesetzten Kapitals erreichen
- Kunden/Qualität: Dienstleistungen und Kundenbeziehungen professionell und nachhaltig gestalten
- Produkte: Das Produktportfolio nachhaltig aufbauen und erweitern
- Mitarbeiter*innen/Produktivität: Produktivität, Anwesenheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter*innen kontinuierlich verbessern
- Nachhaltigkeit/Zukunft: Nachhaltige Weiterentwicklung der Gesellschaft sichern
2Wirtschaftsbericht
2.1Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen
Deutschland befindet sich seit über einem Jahr im Abschwung (vgl. Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose: Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2023). Bis zu Beginn des Jahres 2022 war die Wirtschaft auf Erholungskurs von den pandemiebedingten Einschränkungen. Der sprunghafte Anstieg der Energiepreise hat der Erholung jedoch ein jähes Ende bereitet. Dieser Angebotsschock hat in den energieintensiven Wirtschaftszweigen einen Teil der Produktion wegbrechen lassen. Die zuvor schon anziehende Verbraucherpreisinflation war auf über 8 % gestiegen. Dadurch wurde den privaten Haushalten in erheblichem Umfang Kaufkraft entzogen. Die starke Teuerung hat die Europäische Zentralbank (EZB) veranlasst, die Leitzinsen innerhalb eines Jahres um über 4 Prozentpunkte zu erhöhen.
Alles in allem wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2023 laut Herbstgutachten um 0,6 % sinken. Damit revidieren die am Herbstgutachten beteiligten Institute ihre Prognose vom Frühjahr 2023 kräftig um 0,9 Prozentpunkte nach unten. Der wichtigste Grund dafür ist, dass sich die Industrie und der private Konsum langsamer erholen als im Frühjahr prognostiziert worden war. Für das Jahr 2024 erwartet das Herbstgutachten einen Anstieg des BIP um 1,3 %, was gegenüber dem Frühjahrsgutachten eine Rücknahme um 0,2 Prozentpunkte bedeutet.
Die konjunkturelle Schwäche ist mittlerweile auf dem Arbeitsmarkt angekommen. Angesichts der notorischen und sich perspektivisch weiter verschärfenden Personalknappheit in vielen Bereichen erwarten die Institute in ihrem Herbstgutachten allerdings nur einen moderaten Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 2,6 Millionen Personen im Jahr 2023 und für das Folgejahr wieder ein leichtes Absinken.
Die Energierohstoffpreise sind inzwischen deutlich niedriger als auf ihrem jüngsten Höhepunkt und die Energiekomponente des Verbraucherpreisindex wirkt preisdämpfend. Die Inflationsrate dürfte laut Herbstgutachten im Jahr 2023 bei 6,1 % liegen und auf 2,6 % im Jahr 2024 zurückgehen.
Die dem Herbstgutachten 2023 zugrunde liegenden Annahmen sind neben Aufwärtsrisiken vor allem mit erheblichen Abwärtsrisiken behaftet. Das Herbstgutachten nennt hier neben einem erneuten Energiepreisanstieg, der konjunkturellen Entwicklung in China und den sich abzeichnenden neuen Handelskonflikten zwischen der EU und China das politische Management der Energiewende, das für große Unsicherheiten bei Unternehmen und Haushalten sorgt.
2.2Branchenbezogene Rahmenbedingungen
Vor dem Hintergrund der Diskussion um eine vierte Reinigungsstufe für anthropogene Spurenstoffe und Mikroplastik hat hWB gemeinsam mit dem Umweltbetrieb Bremen (im Folgenden „UBB“) und der für die Wasserwirtschaft zuständigen Behörde Handlungsempfehlungen für die weitergehende Abwasserreinigung in Bremen erarbeitet und in Form einer Roadmap mit Maßnahmen und Zeitplan konkretisiert. Über die Umsetzung der Roadmap wird regelmäßig in der Umweltdeputation der Bremischen Bürgerschaft berichtet, zuletzt im März 2023. Ein umfangreiches Monitoring-Programm für ausgewählte Spurenstoffe in der Kläranlage Seehausen und im Gewässer wurde im Sommer 2022 abgeschlossen, ebenso die Untersuchungen zu Mikroplastik und Nährstoffbelastungen. Gegenwärtig wird eine vertiefte Machbarkeitsstudie zur Erweiterung der Kläranlage Seehausen um eine vierte Reinigungsstufe vorbereitet. Die Handlungsfelder der Roadmap umfassen neben den Einleitungen aus Kläranlagen auch die Einleitungen aus Mischwasserentlastungen und aus der Regenwasserkanalisation. Begleitend gibt es eine gezielte Kommunikation der Maßnahmen und Aufklärung zur Vermeidung und Verminderung von Stoffeinträgen.
Die Wasserbehörde hat angekündigt, die wasserrechtliche Erlaubnis für die Kläranlage Seehausen ändern zu wollen. Die Reinigungsanforderungen sollen von den gegenwärtig geltenden Frachtminderungsraten gemäß EU-Kommunalabwasserrichtlinie auf die Konzentrationswerte der deutschen Abwasserverordnung umgestellt werden. hWB als Betriebsführer und der UBB als Erlaubnisinhaber haben im laufenden Anhörungsverfahren formale und inhaltliche Bedenken gegen die geplante Erlaubnisänderung vorgebracht. Gegenwärtig wird eine gutachterliche Nachbemessung der Kläranlage Seehausen durchgeführt. Dabei wird auch untersucht, ob und wenn ja welche Maßnahmen für die Einhaltung möglicher künftiger Anforderungen erforderlich sind.
Die Folgen des Klimawandels betreffen das Regenwassermanagement, die Überflutungsvorsorge und auch die Dimensionierung von Kanalanlagen in Deutschland. Ein Teil davon ist – im Einklang mit der aktuellen Koalitionsvereinbarung – die Anwendung des Schwammstadtprinzips und der wassersensiblen Stadtentwicklung, mit dem Ziel, beispielsweise Niederschlagswasser lokal zwischenzuspeichern, verzögert abzuleiten und wo möglich der Versickerung zuzuführen und somit den natürlichen Wasserkreislauf wiederherzustellen. Gemeinsam mit der Umweltbehörde gestaltet hWB diesen Veränderungsprozess zur wassersensiblen Stadt aktiv mit. Einige Antworten zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels wie beispielsweise die Einführung eines Starkregenvorsorgeportals und Konzepte für eine Überflutungsvorsorge als kommunale Gemeinschaftsaufgabe sind bereits gefunden worden und werden auch in Zukunft weiterzuentwickeln sein.
Klimaschutz hatte für hWB bereits in der Vergangenheit einen hohen Stellenwert im gesamtgesellschaftlichen Gefüge und auch im laufenden Jahr eine hohe Bedeutung. Gerade an Unternehmen der Daseinsvorsorge sind damit große Erwartungen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen verknüpft. Seit 2015 ist hWB bilanziell ein klimaneutrales Unternehmen. Im Jahr 2023 waren die CO2-Emissionen von hWB aufgrund des höheren Stromverbrauchs, verursacht durch die deutlich gestiegenen Regenwassermengen, etwas größer als im Vorjahr, in welchem sie so niedrig waren wie noch nie zuvor.
Die Klärschlammverordnung mit Stand vom 3. Oktober 2017 sieht als zentrales Element vor, dass nach Ablauf bestimmter Übergangsfristen bei allen Kläranlagen Phosphor aus dem Klärschlamm oder aus der Klärschlammverbrennungsasche zurückgewonnen werden muss. Die Pflicht zur Rückgewinnung von Phosphor greift in den Fällen, in denen der Klärschlamm einen Phosphorgehalt von 20 Gramm oder mehr je Kilogramm Trockenmasse aufweist. Aktuell wird die Klärschlammverordnung und speziell das Thema Phosphorrecycling politisch intensiv von den Fachverbänden und den zuständigen Landes- und Bundesbehörden diskutiert. Aufgrund der schleppenden technischen Entwicklung wird ein Engpass für das Phosphorrecycling im Jahr 2029 erwartet.
hWB hat für die Entsorgung der Klärschlammmengen einen Vertrag mit der HVE abgeschlossen, der die Entsorgung bis Ende 2028 in der derzeit noch im Bau befindlichen Klärschlammmonoverbrennungsanlage (KVA) der KENOW GmbH & Co. KG (im Folgenden „KENOW“) im Bremer Industriehafen sicherstellt. Die KENOW hat die Verpflichtung übernommen, eine den rechtlichen Anforderungen entsprechende Lösung für das Phosphorrecycling zu entwickeln.
Die vielfältigen Aspekte der Digitalisierung beschäftigen auch zunehmend die Abwasserbranche. Neben der Schaffung weiterer erforderlicher Grundlagen und der Wahrnehmung von Entwicklungschancen stellt insbesondere die Einstufung als kritische Infrastruktur mit dem IT-Sicherheitsgesetz und der Verordnung zur Bestimmung Kritischer Infrastrukturen nach dem Gesetz über das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI-KritisV) besondere Anforderungen an die IT-Sicherheit, den Datenschutz und die Qualifikation von Fachkräften. Nach erfolgreich durchlaufenem externen Audit zur IT-Sicherheit als KRITIS-Unternehmen ohne jedwede Mängel hat das BSI von seinem Recht Gebrauch gemacht, eine eigenständige Tiefenprüfung durchzuführen. Der Abschlussbericht wurde im April 2023 seitens BSI erstellt. Die daraus abgeleiteten Maßnahmen sind weitestgehend umgesetzt. Es erfolgt eine regelmäßige Statusmeldung an das BSI.
2.3Marktsituation der hanseWasser Bremen GmbH
Das Jahr 2023 war geprägt von außergewöhnlich vielen Starkregenereignissen. Im Monat Juni gab es zwei extreme Starkregen, eines davon mit einer Wiederkehrzeit von 100 Jahren. Insgesamt fielen 1.034 l/m² Niederschlag, was einen neuen Höchstwert in Bremen seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 1967 darstellt. Dies sind fast 350 l/m² mehr Niederschlag als im langjährigen Mittel. Besonders die Monate Oktober bis Dezember waren geprägt von (Dauer-)Regen, in diesem Zeitraum fielen 393 l/m² Niederschlag, etwa 38 % der Jahresniederschlagsmenge.
Abwasserableitung und -reinigung
Im Jahr 2023 wurden über 58 Mio. m³ Abwasser in den bremischen Kläranlagen gereinigt. Die Abwassermenge liegt damit 11 Mio. m³ über dem Mittelwert der letzten fünf Jahre und überschreitet den Vorjahreswert um rund 12 Mio. m³. Im Dezember führte die hohe Regenmenge zu einer enormen Zunahme der Abwassermenge auf beiden Kläranlagen. Insbesondere die Kläranlage Seehausen zeigt auch bei teilweise sehr hohen Zulaufmengen eine gute Reinigungsleistung und eine hohe Betriebsstabilität.
Entsorgung von Reststoffen
Von den beiden bremischen Kläranlagen wurden im Jahr 2023 rund 14.300 Mg Trockenmasse (TR) Klärschlamm einschließlich Co-Input entsorgt; davon durch Verbrennung 11.800 Mg TR und durch die Verwertung als Dünger in der Landwirtschaft 2.500 Mg TR.
Forschungs- und Entwicklungsprojekte
hWB unterstützte und begleitete auch 2023 eine Reihe von Forschungs- und Entwicklungsprojekten – sowohl als fördermittelberechtigter Teilnehmer als auch als assoziierter Partner.
Seit Frühjahr 2021 beteiligt sich hWB an Aktivitäten zur Nutzung der Abwasserwärme in den Entwicklungsgebieten „Tabakquartier“ und „Spurwerk“. Die Planungen für das Entwicklungsgebiet Spurwerk wurden vom Investor zurückgestellt. Zurzeit werden weitere Anfragen für das Sodenmattquartier und die vordere Neustadt bearbeitet. Daneben wirkt hWB an dem Großforschungsprojekt „Wärmewende Nordwest“ mit, u. a. durch die Betreuung von studentischen Abschlussarbeiten.
Im Rahmen der Bekämpfung der Covid-19-Pandemie beteiligte sich hWB an dem Projekt „Systematische Überwachung von SARS-CoV-2 im Abwasser (ESI-CorA)“, das bis März 2023 lief. Die Untersuchungen werden seit April 2023 vom Umweltbundesamt (UBA)/Robert Koch-Institut (RKI) im Rahmen des Projektes AMELAG fortgeführt und finanziert.
Das Projekt MED ADSORB zur Elimination von Arzneimittelrückständen wurde Ende 2023 beendet. Gefördert wurde das Projekt im Programm „REACT-EU“ über zwei Jahre. Zusammen mit der Universität Bremen und dem Labor Luers wurde die grundsätzliche Eignung von Polymeren zur Elimination von organischen Spurenstoffen nachgewiesen. Zur Entwicklung eines Piloten sind allerdings noch weitere Arbeiten erforderlich.
Im Rahmen der Spurenstoffelimination läuft die Beantragung eines dritten Projekts mit dem Titel MERCADO zusammen mit der Universität Bremen. Hier soll die kapazitive Deionisierung, ein Verfahren aus der Wasserentsalzung, erprobt werden.
Internationales
hWB beteiligt sich an internationalen Aktivitäten. Zu dem Thema Wasserversorgung/Abwasserentsorgung weltweit kooperiert hWB unter anderem mit German Water Partnership e.V. (GWP). Das Netzwerk GWP verbessert die Rahmenbedingungen für die Geschäftsfeldentwicklung im Ausland, treibt Innovationen voran und trägt mit angepassten, integrierten und nachhaltigen Ansätzen zur Lösung wasserwirtschaftlicher Probleme weltweit bei.
Hier arbeitet hWB mit anderen großen deutschen Anlagenbetreibern im Rahmen der GWP-Mitgliedschaft zusammen. So konnte beispielsweise in Zusammenarbeit mit der Hamburg Wasser, der Netze Baden-Württemberg GmbH (Stuttgart) und der Miyahuna LLC Water Company (Amman) im Auftrag des Ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die inhaltliche Arbeit zu den Themen Trinkwasserqualität, Netzverluste und energetische Optimierung der Abwasserreinigung weitergeführt werden. Gegen Ende des Jahres 2023 konnte ein Arbeitsbesuch auf den Anlagen des jordanischen Partnerunternehmens Miyahuna LLC Water Company realisiert werden. Für das Frühjahr 2024 sind weitere Austausche vorgesehen. Eine Programmverlängerung um ein Jahr bis zum Jahr 2024 wurde unterzeichnet.
Windhoek und Bremen – Städtefreundschaft seit 1975 und kommunale Klimapartnerschaft: Seit 2022 wurde ein regelmäßiger Routineaustausch mit der Kläranlagenleitung (analog zum Schema der DWA-Fachaustausche) der Stadt Windhoek (Namibia), der Partnerstadt Bremens, realisiert. Eine Aufnahme der Aktivitäten in das Water Operating Partnership Program des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) analog zu dem GWP-Projekt mit Miyahuna LLC Water Company (Amman) ist weiter in der Diskussion.
3Geschäftsentwicklung
3.1Ertragslage
Gewinn- und Verlustrechnung in TEUR | 01.01. − 31.12.2023 | 01.01. − 31.12.2022 | Veränderung |
---|---|---|---|
Umsatzerlöse | 107.503 | 103.905 | 3.598 |
Andere aktivierte Eigenleistungen | 3.887 | 3.891 | –5 |
Materialaufwand | –21.192 | –21.022 | –170 |
Rohergebnis | 90.198 | 86.774 | 3.423 |
Sonstige betriebliche Erträge | 1.597 | 1.325 | 272 |
Personalaufwand | –30.893 | –29.113 | –1.780 |
Abschreibungen und Wertminderungen | –25.973 | –25.827 | –147 |
Sonstige betriebliche Aufwendungen | –10.270 | –9.145 | –1.125 |
Betriebsergebnis | 24.659 | 24.016 | 643 |
Finanzergebnis | –5.296 | –6.466 | 1.170 |
Steuern (inkl. Sonstige Steuern) | –6.636 | –6.249 | –387 |
Ergebnisabführung gem. EAV | –12.726 | –11.300 | –1.426 |
Jahresüberschuss | 0 | 0 | 0 |
hWB erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von 107.503 TEUR. Damit sind die Umsatzerlöse im Vergleich zum Vorjahr um 3.598 TEUR gestiegen. Die Leistungsverträge bewegten sich über dem Vorjahresniveau und trugen mit einem Anteil von 7.778 TEUR zu dieser Entwicklung bei, die zum großen Teil durch die vertragliche Preisindizierung ausgelöst wurde. Das Gesamtvolumen der Umsatzerlöse aus dem Leistungsvertragsgeschäft betrug 91.192 TEUR (entspricht 85 % der Umsatzerlöse).
Neben der Abwasserentsorgung für Bremen übernimmt hWB – als Erfüllungsgehilfe für entsprechende vertragliche Verpflichtungen der FHB – die Abwasserentsorgung für Nachbargemeinden. Im Berichtsjahr betrug die entsorgte Menge 6,2 Mio. m³ (Vorjahr: 5,8 Mio. m³). Das Preisniveau der Nachbargemeinden folgte abhängigkeitsbedingt dem der Leistungsverträge. Die Umsatzerlöse mit den Nachbargemeinden stiegen um 965 TEUR auf 7.539 TEUR.
Die Verwertung des Klärschlammes Dritter beinhaltet nur noch die Verwertung von Co-Input-Schlammbehandlung, da laufende Verträge zum 31. Dezember 2022 für die thermische Klärschlammentsorgung ausgelaufen sind. Die Erlöse im Bereich der Klärschlammentsorgung reduzieren sich dadurch um 1.185 TEUR auf 1.182 TEUR.
Die Dienstleistungen für Dritte verringerten sich um 1.200 TEUR auf 7.330 TEUR. Ursächlich hierfür waren im Wesentlichen eine Reduzierung der Umsatzerlöse im Bereich der Grundwassereinleitungen durch Dritte (445 TEUR), der Kanaldienstleistungen (198 TEUR), der Entsorgung von Sandfang und Rechengut (132 TEUR) der Betriebsführungen (348 TEUR) sowie der Erlöse aus Stromeinspeisung (169 TEUR). Dem standen die gestiegenen Erlöse für die Co-Input-Abwasserreinigung (90 TEUR) und die Steigerung bei den sonstigen Erlösen (89 TEUR) entgegen.
Im Bereich der Ingenieurdienstleistungen sanken die Umsatzerlöse um 2.760 TEUR im Vergleich zum Vorjahr auf 259 TEUR. Im Vorjahr war ein Großprojekt mit einem hohen Anteil (2.851 TEUR) enthalten.
Die sonstigen betrieblichen Erträge sind um 272 TEUR gegenüber dem Vorjahr auf 1.597 TEUR gestiegen, da einmalige Effekte (zum Beispiel Erstattungen von Schäden durch Dritte) und diverse kleinere Positionen (zum Beispiel Lieferantenboni) enthalten waren (167 TEUR), die in diesem Geschäftsjahr zum Tragen kamen. Außerdem wirkten sich gestiegene Auflösungen von Rückstellungen (105 TEUR) positiv aus.
Die aktivierten Eigenleistungen für investive Maßnahmen im Bereich der Netz- und Eigenanlagen verringerten sich um 5 TEUR auf 3.887 TEUR gegenüber dem Vorjahr.
Der Materialaufwand erhöhte sich um 170 TEUR auf 21.191 TEUR. Innerhalb der Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe stieg der Bedarf stark gegenüber dem Vorjahr um 421 TEUR auf 5.763 TEUR an. Wesentlichen Anteil haben dabei die Ersatz-/Kleinteile (659 TEUR). Kompensiert wird diese Entwicklung im Bereich Treibstoff-/Energiebezug (196 TEUR), Zusatzstoffe (66 TEUR) sowie diverse kleinere Bedarfe (25 TEUR). Im Bereich bezogene Leistungen wurden erhöhte Aufwendungen aus der Klärschlammentsorgung (407 TEUR) und Fremdinstandhaltungen (2.225 TEUR) von geringeren sonstigen Fremdleistungen (2.938 TEUR) kompensiert, da im Vorjahr noch ein Großprojekt mit einem hohen Anteil enthalten war.
Die Erhöhung im Personalaufwand in Höhe von 1.780 TEUR auf 30.893 TEUR ist im Wesentlichen auf die erhöhte Zuführung zu den Personalrückstellungen (511 TEUR) und den Tarifabschluss zurückzuführen.
Die Abschreibungen erhöhten sich im Vergleich zum Vorjahr um 147 TEUR auf 25.973 TEUR.
Die Erhöhung der sonstigen betrieblichen Aufwendungen um 1.125 TEUR auf 10.270 TEUR ist im Wesentlichen durch zusätzliche Bedarfe für Dienst- und Fremdleistungen (532 TEUR) sowie durch einen gestiegenen Aufwand für Dienstreisen und Betriebsveranstaltungen (190 TEUR) begründet. Außerdem erhöhte sich der Aufwand für Mieten/Leasingraten (159 TEUR) und Buchverluste aus Anlagenabgängen (135 TEUR). Diverse kleinere Bedarfsschwankungen und Preisanpassungen wirkten sich insgesamt negativ gegenüber dem Vorjahr aus (109 TEUR). Einzelwertberichtigungen auf Forderungen erfolgten in Höhe von 1.049 TEUR.
Das negative Finanzergebnis verringerte sich um 1.170 TEUR auf 5.296 TEUR. Ursächlich hierfür war der geringere Zinsaufwand aus der Abzinsung von langfristigen Rückstellungen (1.221 TEUR).
Die Steuern erhöhten sich im Vergleich zum Vorjahr um 387 TEUR auf 6.636 TEUR. Die Steuern vom Einkommen und Ertrag betrafen in Höhe von 6.348 TEUR das laufende Geschäftsjahr.
3.2Finanzlage
Die zusammengefasste Kapitalflussrechnung zeigt die Mittelflüsse aus der laufenden Geschäftstätigkeit, der Investitionstätigkeit und der Finanzierungstätigkeit. Der Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit wurde mittels der indirekten Methode entwickelt.
Der Finanzmittelfonds setzte sich zum Bilanzstichtag aus Kassenbeständen 3 TEUR (Vorjahr: 4 TEUR) sowie kurzfristig in Anspruch genommenen Kreditlinien 3.487 TEUR (Vorjahr: 6.138 TEUR) zusammen.
Zusammengefasste Kapitalflussrechnung TEUR | 01.01. − 31.12.2023 | 01.01. − 31.12.2022 |
---|---|---|
I. Cash Flow aus laufender Geschäftstätigkeit | 51.972 | 45.030 |
II. Cash Flow aus Investitionstätigkeit | –28.666 | –24.170 |
III. Cash Flow aus Finanzierungstätigkeit | –20.655 | –18.339 |
Zahlungswirksame Veränderungen des Finanzmittelfonds (Summe I. − III.) | 2.650 | 2.521 |
Finanzmittelfonds am Anfang der Berichtsperiode | –6.134 | –8.655 |
Finanzmittelfonds am Ende der Berichtsperiode | –3.484 | –6.134 |
Der Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit betrug im Berichtszeitraum 51.972 TEUR (Vorjahr: 45.030 TEUR). Dieser bestand im Wesentlichen aus dem Periodenergebnis (vor Ergebnisabführungen) in Höhe von 12.726 TEUR (Vorjahr: 11.300 TEUR), bereinigt um zahlungsunwirksame Sachverhalte wie Abschreibungen in Höhe von 25.973 TEUR (Vorjahr: 25.827 TEUR). Bei der indirekten Ermittlung wurde der Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit weiterhin durch die Veränderungen der Forderungen und sonstigen Aktiva in Höhe von 5.164 TEUR (Vorjahr: 7.241 TEUR) sowie der Verbindlichkeiten und anderer Passiva in Höhe von –4.113 TEUR (Vorjahr: –11.655 TEUR) wesentlich beeinflusst. Die Veränderungen der Rückstellungen in Höhe von 330 TEUR (Vorjahr: –191 TEUR) hatten im Berichtszeitraum eine untergeordnete Bedeutung.
Der Cashflow aus der Investitionstätigkeit in Höhe von –28.666 TEUR (Vorjahr:
–24.170 TEUR) resultierte im Wesentlichen aus den Auszahlungen für Investitionen in das Sachanlagevermögen 28.687 TEUR (Vorjahr: 24.139 TEUR).
Der Cashflow aus der Finanzierungstätigkeit in Höhe von –20.655 TEUR (Vorjahr:
–18.339 TEUR) setzte sich zusammen aus der Tilgung der Forfaitierungsdarlehen in Höhe von 23.238 TEUR (Vorjahr: 24.000 TEUR), aus der Ergebnisabführung an die Gesellschafter (inkl. Steuerumlagen) in Höhe von 17.257 TEUR (Vorjahr: 16.705 TEUR) und gezahlten Zinsen in Höhe von 5.324 TEUR (Vorjahr: 5.134 TEUR). Gegenläufig wirkte der Zufluss aus der Aufnahme eines Forfaitierungsdarlehens in Höhe von 25.163 TEUR (Vorjahr: 27.500 TEUR).
Zur Finanzierung des branchentypisch hohen Kapitaleinsatzes, der ein Vielfaches des Jahresumsatzes beträgt, hat hWB bereits 1998 mit der FHB die kommunale Forfaitierung mit Einredeverzicht vereinbart.
Zur Finanzierung von Investitionen in Netz- und Eigenanlagen wurde im Mai 2023 der Forderungskaufvertrag Nr. 29 mit einem Volumen von 25.163 TEUR abgeschlossen. Verkauft wurden Forderungen auf Erstattung von Restbuchwerten.
3.3Vermögenslage
Bilanzstruktur
TEUR
hWB weist aufgrund ihrer Geschäftstätigkeit eine hohe Anlagenintensität mit entsprechender Kapitalbindung auf. So betrug der Anteil des langfristig gebundenen Vermögens 96,3 % (Vorjahr: 95,3 %) und der des kurzfristig gebundenen Vermögens 3,7 % (Vorjahr: 4,7 %).
Die Erhöhung des Anlagevermögens um 2.597 TEUR (Vorjahr Reduzierung: 1.721 TEUR) auf 486.036 TEUR (Vorjahr: 483.439 TEUR) resultierte aus Investitionen in Höhe von 28.829 TEUR (Vorjahr: 24.215 TEUR), gegenläufig wirkten Abschreibungen in Höhe von 25.973 TEUR (Vorjahr: 25.827 TEUR).
Das Sachanlagevermögen setzte sich im Wesentlichen aus Grundstücken und Bauten in Höhe von 48.116 TEUR (Vorjahr: 49.322 TEUR), technischen Anlagen und Maschinen in Höhe von 47.478 TEUR (Vorjahr: 51.091 TEUR) sowie aus Mietereinbauten in das öffentliche Kanalnetz in Höhe von 323.791 TEUR (Vorjahr: 308.525 TEUR) zusammen. Das Eigenkapital blieb gegenüber dem Vorjahr konstant. Die Eigenkapitalquote (Eigenkapital/Bilanzsumme) betrug 10,3 % (Vorjahr: 10,2 %).
In dem passiven Rechnungsabgrenzungsposten (Passiver RAP) sind die Forfaitierungsdarlehen abgebildet. Diese hatten einen Anteil von 76,23 % (Vorjahr: 75,5 %) an der Bilanzsumme.
3.4Nichtfinanzielle Leistungsindikatoren
3.4.1Personal und Soziales
Im Jahresdurchschnitt 2023 beschäftigte die Gesellschaft 384 Mitarbeiter*innen ohne passive Altersteilzeit (Vorjahr: 382 Mitarbeiter*innen). Dies entspricht 353 kostenwirksamen Vollzeitäquivalenten (Vorjahr: 351).
Der Anteil weiblicher Mitarbeiter*innen der hWB lag zum Stichtag 31.12.2023 bei 27 % (Vorjahr: 25 %). Die Gesellschaft unternimmt Anstrengungen, diesen Anteil, insbesondere mit Fokus auf Führungspositionen, weiter zu erhöhen.
Am 31. Dezember 2023 standen 16 Mitarbeiter*innen in der Berufsausbildung (Vorjahr: 17 Mitarbeiter*innen). Eine Person wurde im Rahmen eines dualen Studiums beschäftigt (Vorjahr: zwei Mitarbeiter*innen).
Den Arbeitsverhältnissen der Mitarbeiter*innen lagen folgende Tarifverträge zugrunde: Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD), Überleitungstarifverträge vom 24. April 1997 und 5. Juni 1998 sowie weitere nachgeordnete Tarifverträge, zum Beispiel zum leistungsbezogenen Entgelt.
Die Gesundheitsquote hat sich mit einem Wert von 93,7 % (Vorjahr: 92,8 %) unter zunehmend normalisierenden Bedingungen wieder verbessert. Zur Stärkung des Gesundheits- und Arbeitsschutzes dient der Gesundheitsindex, der insbesondere den Umsetzungsfortschritt der Gesundheitsmaßnahmen misst und damit die Handlungsorientierung der Führungskräfte erhöht. In diesem Rahmen wird jährlich eine Mitarbeiterbefragung zur Gesundheitskultur durchgeführt. Das Ergebnis der Befragung 2023 zeigt eine leichte Verbesserung auf 4,31 (Vorjahr: 4,29, Skala 1–5).
Im Jahr 2023 gab es drei meldepflichtige Arbeitsunfälle (Vorjahr: einen Unfall) und zwei Kontraktorenunfälle (Vorjahr: zwei Unfälle). Die Unfälle bewegen sich damit weiterhin auf einem niedrigen Niveau.
Qualifizierungsmaßnahmen und die damit verbundenen Entwicklungsmöglichkeiten sind für hWB ebenfalls wichtige Bestandteile, um Mitarbeiter*innen eine langfristige Perspektive im Unternehmen zu bieten. Sie sind ein entscheidender Faktor, um die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen einer modernen Abwasserwirtschaft nachhaltig zu meistern.
Eine große Herausforderung ist die kunden- und zielgruppenorientierte Personalbeschaffung als Antwort auf die bevorstehende hohe Zahl von Altersabgängen, wovon auch zunehmend Führungsfunktionen betroffen sind, in Zusammenhang mit einem prognostizierten Fachkräftemangel.
Zur Identifikation potenzieller Kandidat*innen werden neben der klassischen Anzeigenschaltung neue Methoden ergänzt, die neben den aktiv Suchenden auch passive Kandidat*innen erfassen – von der aktiven Ansprache auf Karriereportalen über die Aktivierung von Netzwerken der eigenen Beschäftigten bis hin zur Beauftragung externer Talentagenturen. Eine zunehmende Bedeutung gewinnt dabei die eigene Ausbildung. Dazu gehört die Erstausbildung, das duale Studium sowie die Traineeausbildung. Bewerbermangel bei der Erstausbildung erfordert zusätzliche Anstrengungen. Garantierte Übernahmen nach der Ausbildung zusammen mit der finanziellen Unterstützung von Aufbauqualifikationen sollen die Attraktivität erhöhen. Die gezielte Verbesserung der Candidate Experience und die kontinuierliche Weiterentwicklung unserer Arbeitgebermarke sind darüber hinaus von hoher Bedeutung.
3.4.2Asset Management
Die deutsche Abwasserwirtschaft ist durch einen dauerhaft hohen Investitionsbedarf gekennzeichnet. Dadurch gewährleistet die Branche einen im internationalen Vergleich anerkannt hohen Standard der Abwasserentsorgung bei langfristiger Entsorgungssicherheit.
Nachdem die Unterschiede zur Einordnung durchgeführter Investitionen in Eigenanlagen zwischen hWB und UBB geklärt wurden, verlagert sich der Fokus auf die gutachterliche Zustandsüberprüfung der operativen Betriebsführung öffentlicher Abwasseranlagen. Auswahl und Beauftragung des Gutachters erfolgten einvernehmlich mit der FHB.
hWB stellt durch Investitionen in das Kanalnetz und in die Abwasseranlagen den nachhaltigen Erhalt dieser wichtigen Infrastruktur sicher. Durch die Beteiligung an der Entwicklung moderner Prognosetools (zum Beispiel Alterungsmodelle) und Methoden der Wirkungskontrolle ist hWB stark verbunden mit der Branche, dem Markt und der Region.
Die Gesellschaft hat 2023 insgesamt 28.829 TEUR (Vorjahr: 24.466 TEUR) investiert, die sich wie folgt gliedern:
Investitionen in Netzanlagen: 20.384 TEUR (Vorjahr: 17.146 TEUR)
Der 2019 begonnene fünfte Investitionsrahmenplan Netz wurde 2023 mit einem Gesamtvolumen von 93.000 TEUR für Sanierung, Erweiterung und Ausbau abgeschlossen. Der sechste Investitionsrahmenplan Netz mit einer Laufzeit von 2024 bis 2028 konnte in 2023 abschließend mit dem Umweltbetrieb Bremen abgestimmt werden. Das Gesamtvolumen beträgt 105.000 TEUR (Sanierung, Erweiterung und Ausbau).Zwei komplexe Sanierungen stehen im Zusammenhang mit der Erneuerung von Brücken im Bereich Hermann-Fortmann-Straße und im Bereich der Sebaldsbrücker Heerstraße. Die erforderlichen Kanalbauarbeiten sind abgeschlossen und an den Auftraggeber übergeben worden, sodass die Brücken neu gebaut werden können.
Investitionen in Eigenanlagen: 6.444 TEUR (Vorjahr: 5.762 TEUR)
Bedeutsam für die Kläranlage Seehausen sind der Baubeginn für die Erneuerung der Klärschlammentwässerung, die Generalsanierung der BHKW-Anlage und die Errichtung einer Essigsäuredosieranlage für die Belebungsbecken BA/BB. Außerdem wurden die Planung des Klärschlammsilos und die Erweiterung des Treppenturms für die Faulbehälter weitergeführt. Neu aufgenommen wurden die Planungen für die Erneuerung der Überschussschlammeindickung und der zentralen Niederspannungsschaltanlagen.Auf der Kläranlage Farge wurden der vorhandene Biofilter und die Abluftleitungen des Rechengebäudes ersetzt und damit die Abluftbehandlung im Bereich der mechanischen Abwasserreinigung umfänglich erneuert. Ferner wurden die Planungen für die Sanierung der Faulung fortgesetzt.
Als bedeutendste Maßnahmen für die Pumpwerke sind die Bauausführung für die Sanierung der Pumpwerke Arsten und Burg und die Fortsetzung der Planungen für den Neubau des Pumpwerks Rockwinkel zu nennen. Beim Pumpwerk Burg ist besonders erwähnenswert, dass dieses neu gebaut wird und zusätzlich ein Regenrückhaltebecken entsteht. Des Weiteren haben die Planungen für die Sanierung der Pumpwerke Habenhausen und Höhpost begonnen.
- Investitionen in Betriebs- und Geschäftsausstattung: 2.001 TEUR (Vorjahr: 1.558 TEUR)
Im Bereich der Büro- und Geschäftsausstattung wurden im Rahmen des „Notfallkonzeptes Auslässe“ neben dem neuen kabellosen, elektronischen Kanalspiegel auch ein Notfallanhänger, u. a. zur Ölbekämpfung, investiert.
Zusätzlich zu den hier genannten Investitionen in Höhe von 28.829 TEUR wurden rund 9.400 TEUR (Vorjahr: 9.300 TEUR) für Instandhaltung aufgewendet.
3.5Zertifizierung
Das Unternehmen ist seit elf Jahren als EMAS-Unternehmen zertifiziert. Diese europaweite Auszeichnung für das Umweltmanagement wurde auch 2023 erfolgreich durch die Handelskammer Bremen bestätigt. Das Zertifizierungsaudit fand termingerecht im Juni 2023 statt.
Das integrierte Qualitäts-, Umwelt- und Arbeitsschutzmanagementsystem nach ISO 9001, ISO 14001 und ISO 45001 wurde ohne Abweichung bestätigt. Des Weiteren wurde die bereits seit dem Jahr 2000 bestehende Zertifizierung als Entsorgungsfachbetrieb erfolgreich fortgesetzt. Die QLA-Gütesicherung für die landwirtschaftliche Klärschlammverwertung wurde bestätigt.
Für die Prüfung und Wartung von Benzinabscheidern sowie die Dichtheitsprüfungen von Entwässerungsanlagen ist das Unternehmen weiterhin als Fachbetrieb nach dem Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts (WHG) zertifiziert.
Das Siegel „AUSGEZEICHNET FAMILIENFREUNDLICH“ wurde im April 2022 für weitere zwei Jahre rezertifiziert. Die damit verbundenen Maßnahmen wie flexible Arbeitszeiten, Zeitwertkonten und Eltern-Kind-Angebote sowie neue Ziele wie die Gleichberechtigung zwischen Verwaltung und operativen Kräften bzgl. der Nutzungsmöglichkeiten von Angeboten zu fördern, konnten bereits in weiten Teilen umgesetzt werden.
3.6Beschaffung
Die Situation der durch die Covid-19-Pandemie und den Russland-Ukraine-Krieg teilweise beeinträchtigten Lieferketten hat sich leicht verbessert. Einzelne Materialien und Betriebsstoffe waren jedoch weiterhin knapp oder hatten deutlich verlängerte Lieferzeiten. Dem wurde mit einer temporären Erhöhung der Lagerbestände begegnet. Die Gründe hierfür sind vielfältig: angespannte Rohstoff- und Energieversorgungssituation und deren Auswirkungen bis hin zu Produktionseinschränkungen der Lieferanten oder aus dem Tritt geratene Logistik- und Produktionsketten.
Die verschiedenen Auswirkungen führten neben gestörten Lieferketten zu direkten sowie indirekten monetären Konsequenzen. Bei den direkten monetären Konsequenzen handelte es sich um Preisanstiege für Komponenten, Betriebsstoffe und Dienstleistungen. Weitere monetäre Konsequenzen entstehen indirekt. Einen wichtigen Beitrag dazu, dass es noch zu keinen Lieferausfällen gekommen ist, lieferten die langjährigen und stabilen Vertragsbeziehungen zwischen hWB und ihren Lieferanten.
Als Grundlage für die Erstellung einer unternehmensweiten Digitalisierungs-Roadmap wurden die materialwirtschaftlichen Prozesse analysiert und priorisiert. Anfang 2024 erfolgt dann eine detaillierte Betrachtung der ausgewählten Themen mit dem Ziel, die materialwirtschaftlichen Prozesse weiterzuentwickeln.
Das im Unternehmensleitbild verankerte Nachhaltigkeitsverständnis wurde auf den Einkauf übertragen, beispielsweise durch die Ergänzung des Passus „Umweltschutz“ im Einkaufshandbuch.
Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) vom 16. Juli 2021 ist zum 1. Januar 2023 in Kraft getreten. Aufgrund der im Gesetz verankerten Anwendungsschwellenwerte von mindestens 1.000 Arbeitnehmer*innen kann eine direkte Anwendbarkeit für hWB ausgeschlossen werden.
Nach juristischer Prüfung kann eine Anwendung auch im Hinblick auf die Konzernzugehörigkeit verneint werden, weil bei verbundenen Unternehmen die Arbeitnehmer*innen der Töchter der Mutter hinzuzurechnen sind, umgekehrt dagegen nicht.
3.7Gesamtaussage zum Geschäftsverlauf
Im Koalitionsvertrag 2023 der Bremer Landesregierung wurde vereinbart, dass sich die FHB mit der zukünftigen Ausgestaltung der Abwasserreinigung beschäftigen wird. hWB beschäftigt sich seit 2020 intensiv mit dieser Fragestellung. Die bisher erfolgreiche Zusammenarbeit mit allen Gesellschaftern wurde beleuchtet und in Zukunftsszenarien bewertet. Im Jahr 2024 wird sich hWB weiter intensiv mit den Schwerpunkten des Projekts auseinandersetzen und hierzu kontinuierlich das Gespräch mit den Gesellschaftern suchen.
Die wirtschaftliche Situation der Gesellschaft war trotz der volatilen Bedingungen durch die weiter andauernden Auswirkungen der Covid-19-Pandemie bis Anfang April sowie des Krieges Russlands gegen die Ukraine stabil. Es zeigten sich steigende Abwassermengen, dies ist vor allem auf die außergewöhnlich vielen Starkregenereignisse zurückzuführen. Im Juni gab es ein Starkregenereignis mit einer Wiederkehrzeit von 100 Jahren.
Investitions- und Instandhaltungsmaßnahmen wurden gemäß der Planung durchgeführt, sofern es nicht zu Lieferengpässen, Nichtverfügbarkeit von externen Dienstleistern oder witterungsbedingten Verschiebungen kam.
Die Entwicklung der Zinsen hat sich durch die Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Situation mit einem erhöhten Zinsniveau und den im Zusammenhang stehenden hohen Inflationsraten stark verändert. Dies führt zu einem erhöhten Zinsaufwand im Rahmen der Finanzierung.
Das Ergebnis vor Steuern liegt mit 19.363 TEUR um rund 922 TEUR über dem geplanten Ergebnis vor Steuern (18.441 TEUR). Dies resultiert ergänzend zu den Zinsentwicklungen im Wesentlichen aus erhöhten sonstigen betrieblichen Erträgen aufgrund von Auflösungen für Rückstellungen und sonstigen Erträge wie u.a. Versicherungen und Anlagenabgängen. Des Weiteren ergaben sich geringere Materialaufwendungen, die im Wesentlichen auf einen geringeren Bedarf an Fremdleistungen zurückzuführen sind, aufgrund der Leistungserbringung mit eigenem Personal. Des Weiteren lassen sich erhöhte betriebliche Aufwendungen aufgrund von Einzelwertberichtigungen und Gutachterkosten feststellen.
4Risiko- und Chancenbericht
4.1Grundsätze des Risiko- und Chancenmanagements
Der Erfolg unternehmerischer Entscheidungen hängt wesentlich von einer zuverlässigen Beurteilung strategischer, marktbedingter und regulatorischer Risiken ab. Risiken sind dabei als die Möglichkeit des Eintretens interner oder externer Ereignisse zu verstehen, die das Erreichen der strategischen und operativen Ziele negativ beeinflussen. Chancen sind durch Sachverhalte gekennzeichnet, die eine signifikant positive Auswirkung auf das Erreichen der strategischen und operativen Ziele haben.
Der grundlegende risikopolitische Rahmen für die Geschäftstätigkeit von hWB wird durch die Geschäftsführung vorgegeben. Darüber hinaus sorgt ein regelmäßiges Berichtswesen an die Entscheidungsgremien für Transparenz hinsichtlich des aktuellen Risikoprofils von hWB und die kontinuierliche Überwachung dieser risikopolitischen Vorgaben.
Im Hinblick auf den Rechnungslegungsprozess erachtet hWB solche Merkmale des internen Kontroll- und Risikomanagementsystems als wesentlich, die die Bilanzierung und die Gesamtaussage des Jahresabschlusses einschließlich des Lageberichts maßgeblich beeinflussen können.
4.2Prozess des Risiko- und Chancenmanagements
Das Risikomanagement basiert insbesondere auf einem ausgebauten Controlling mit monatlichen Berichterstattungen, die es erlauben, Risiken in der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage zu prognostizieren, zu identifizieren und zu überwachen. Eine wesentliche Unterstützungsfunktion nimmt das interne Kontrollsystem wahr.
hWB versteht unter dem internen Kontroll- und Risikomanagementsystem ein integriertes System. Unter einem internen Kontrollsystem werden danach die von der Geschäftsführung eingeführten Grundsätze, Verfahren und Maßnahmen verstanden, die auf die organisatorische Umsetzung der Entscheidungen der Geschäftsführung gerichtet sind:
- zur Sicherung der Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit der Geschäftstätigkeit einschließlich des Schutzes des Vermögens und der Verhinderung und Aufdeckung von Vermögensschädigungen,
- zur Ordnungsmäßigkeit und Verlässlichkeit der internen und externen Rechnungslegung sowie
- zur Einhaltung der für das Unternehmen maßgeblichen rechtlichen Vorschriften.
Das Risikomanagementsystem beinhaltet die Gesamtheit aller organisatorischen Regelungen und Maßnahmen zur Risikoerkennung und zum Umgang mit den Risiken unternehmerischer Betätigung.
Über eine fest definierte Führungs- und Berichtsorganisation sind alle strategischen Geschäftsfelder eingebunden. Die Grundsätze, die Aufbau- und Ablauforganisation sowie die Prozesse des rechnungslegungsbezogenen internen Kontroll- und Risikomanagementsystems sind in Geschäftsanweisungen niedergelegt, die in regelmäßigen Abständen an aktuelle externe und interne Entwicklungen angepasst werden.
Die Gesellschaft hat darüber hinaus ein Risikomanagementsystem implementiert, das Maßnahmen zur Identifizierung und Bewertung von wesentlichen Risiken sowie entsprechende risikobegrenzende Maßnahmen enthält, um die Ordnungsmäßigkeit des Jahresabschlusses sicherzustellen.
Basierend auf einem mehrjährigen Revisionsplan überprüft die interne Revision kontinuierlich Geschäftsprozesse und ihre Kontrollsysteme, wobei auch jährlich wiederkehrende Prüfungsthemen implementiert sind. Das Unternehmen verfolgt einen prozessorientierten Prüfungsansatz. Die Prüfungsleistungen werden entsprechend der Revisionsplanung teilweise durch externe Dienstleister erbracht. Die aus den Prüfungsergebnissen resultierenden Empfehlungen stellen im Wesentlichen prozessuale Optimierungen dar und werden in einen Maßnahmenplan überführt. Die Umsetzung der Empfehlungen wird durch die interne Revision verfolgt und in Stichproben geprüft.
4.3Risiken und Chancen
Die Leistungsverträge mit der FHB sind gebührenrechtskonform abgeschlossen, sodass aktuell keine bilanziellen Risiken für hWB erwartet werden.
Vor dem Oberverwaltungsgericht (OVG) Bremen ist eine Klage eines Bremer Bürgers gegen ein Urteil des Verwaltungsgerichts Bremen anhängig, in dem die Rechtmäßigkeit eines Entwässerungsgebührenbescheids aus 2010 beschieden worden ist. Der Kläger will gegen die FHB als Beklagte eine Aufhebung wegen angeblich überhöhter Gebührenforderungen erstreiten. Zudem hat derselbe Kläger parallel ebenfalls vor dem OVG einen Normenkontrollantrag gegen das Entwässerungsgebührenortsgesetz gestellt. Dieses Verfahren greift wie das Anfechtungsverfahren ebenfalls die Gebührensatzhöhe an. Das Gericht hat zwischenzeitlich das parallele Anfechtungsverfahren, in dem der Kläger ebenfalls eine Preisprüfung zu veranlassen begehrte, eingestellt. Kläger und Beklagte haben Vorschläge für mögliche Gutachter für die Preisprüfung unterbreitet, von denen das Gericht zwischenzeitlich einen beauftragt hat.
Die Höhe der Abwassereinleitungen sind im Wesentlichen abhängig von der Bevölkerungsentwicklung, von Gewohnheiten und vom Nutzungsverhalten der Privathaushalte und des Gewerbes sowie von der wirtschaftlichen Entwicklung von Industrie und Gewerbe. Des Weiteren auch von Witterungseinflüssen, die für die Zukunft schwer zu prognostizieren sind. Auf mittlere Sicht wird ein durch technische Weiterentwicklung induzierter leichter Rückgang der Wassernutzung, kombiniert mit einer leicht negativen Bevölkerungsentwicklung, erwartet, sodass im Ergebnis mit rückläufigen abrechnungsfähigen Abwassermengen zu rechnen ist. Es sind derzeit keine Indizien erkennbar, die für das kommende Jahr eine wesentliche Abweichung der Mengenentwicklung von den im Wirtschaftsplan hinterlegten Ansätzen erkennen lassen.
Es besteht ein Risiko für die Nichteinhaltung der abwasserabgaberechtlichen Überwachungswerte. hWB begrenzt dieses Risiko durch eine kontinuierliche Überwachung und Beprobung der Anlagen.
Die Umsetzung der Durchführungsvereinbarung wurde gemeinsam mit dem UBB fortgesetzt und konnte im Jahr 2023 finalisiert werden. Die Vereinbarung beschreibt die Kriterien zur Feststellung der Erheblichkeit und zur Zustimmung einer Investition. Die vereinbarten Abreden zwischen dem UBB und hWB, wie ein regelmäßiger Informationsaustausch, Anlagenbegehungen und die Vorlage von Berichten, wurden weiterhin erfüllt und entsprechend dokumentiert. Rückkaufwerte für Investitionen ab etwa 2019 können damit als hochgradig sicher gewertet werden.
Wirtschaftlich belastend ist die Entwicklung bei den Entsorgungskosten für Klärschlamm. Zur Gewährleistung der Entsorgungssicherheit hat die hWB langfristige Entsorgungsverträge mit der HVE geschlossen. Die HVE baut mit Partnern eine Klärschlammverbrennungsanlage. Es wird erwartet, dass hWB den Klärschlamm ab Januar 2024 darüber entsorgen kann. Dazu hat hWB mit der HVE einen langfristigen Vertrag bis Ende 2028 geschlossen.
Aufgrund der immer umfassenderen Digitalisierung der Geschäftsprozesse sind diese von einer sicheren, verlässlichen und widerstandsfähigen Informationsverarbeitung abhängig. Risiken für die Informationssicherheit gewinnen daher sowohl aus Unternehmenssicht als auch aus gesetzlicher Sicht zunehmend an Bedeutung. Wesentliches Ziel der Funktion für Informationssicherheit ist somit der angemessene Umgang mit Informationen und Daten gemäß den Schutzbedarfen, um eine effektive, gesamthafte Steuerung von Informationssicherheitsrisiken sicherzustellen. Darüber hinaus können sich aus dieser Entwicklung heraus auch Möglichkeiten für veränderte Geschäftsmodelle ergeben, die für hWB neue Chancen eröffnen.
Die Kapitalmarktzinsen sind seit Anfang 2022 stark angestiegen. Das Zinsniveau verharrt derzeit auf einem moderaten Niveau. Ein Zinsrückgang würde zu Mehrbelastungen im Zinsergebnis hinsichtlich der langfristigen Rückstellungen führen. Auf der anderen Seite wäre ein Zinsrückgang mit Entlastungen bei den Finanzierungszinsen verbunden.
Aktuell überlagern sich die Auswirkungen verschiedener globaler Krisenereignisse. Im Ergebnis führt diese Überlagerung zu gestörten Lieferketten und hat direkte sowie indirekte monetäre Konsequenzen zur Folge. Aufgrund gestiegener Rohstoff- und Produktionskosten kommt es zu deutlichen Preisanstiegen in vorgelagerten Produktionsketten. Verursacht durch Nachfrage- und Produktionseinbrüche in unterschiedlichen Industriezweigen und hohe Energiekosten, ist die Versorgung mit betriebsnotwendigen Betriebsstoffen gefährdet. Durch gutes und aktives Krisenmanagement konnte die angespannte Situation im Zeitraum von Anfang 2022 bis Anfang 2023 ohne Auswirkungen für hWB gemeistert werden. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass die Lage sich aufgrund der bestehenden Krisen wieder verschärft und zur Verknappung bzw. Preissteigerung der entsprechenden Betriebsstoffe führt.
Zur Identifikation möglicher Effizienzpotenziale werden zahlreiche Benchmarking-Vergleiche und das Projekt Enterprise eingesetzt. Diese liefern stetig neue Impulse, die Effizienz und Wirtschaftlichkeit des Unternehmens weiterzuentwickeln. Darin wird auch eine der wesentlichen Chancen für eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation gesehen. Ebenso wird die Gewinnung von Neukunden im Bereich der Abwasserübernahme angestrebt, um weitere positive Ergebnisbeiträge zu erzielen.
4.4Zusammenfassende Darstellung der Risikolage
Im Rahmen des Risikomanagements wurden keine Risiken identifiziert, die entweder einzeln oder in ihrer Gesamtheit den Fortbestand des Unternehmens im Geschäftsjahr 2023 gefährdet haben bzw. darüber hinaus gefährden könnten.
5Prognosebericht
5.1Branchenbezogene Rahmenbedingungen
Die bis April herrschende Covid-19-Pandemie und die Entwicklung aufgrund des Krieges, den Russland gegen die Ukraine führt, zeigen weiterhin, welche Bedeutung die zuverlässige Abwasserentsorgung hat. Diese Leistungen werden alltäglich genutzt. Sie sind elementar für unsere Gesellschaft und die Wirtschaft. Und sie funktionieren bestens und auf einem sehr hohen Niveau – auch im europäischen und internationalen Vergleich. Die Entsorgungssicherheit wird auch in der Zukunft verlässlich sichergestellt.
Die Herausforderung hinsichtlich der Zunahme von Wetterextremen in Form von Extremniederschlägen innerhalb kurzer Zeiträume beschäftigt die Gesellschaft auch weiterhin. Den sich daraus ergebenden Höchstauslastungen für das Abwassernetz wird ggf. mit baulichen Anpassungsmaßnahmen entgegengewirkt. Eine große Rolle spielt aber auch die Anpassung der kommunalen Infrastruktur an die Klimafolgen. Die starke Flächenversiegelung, Stauräume und fehlende Retentionsflächen in Städten sind große Herausforderungen für die Abwasserentsorgung.
Im Jahr 2024 werden die Maßnahmen aus der Roadmap zur weitergehenden Abwasserreinigung planmäßig fortgeführt. Im Zuge einer vertiefenden Machbarkeitsstudie sollen nun mögliche Verfahrensvarianten zur weitergehenden Abwasserreinigung bzw. einer vierten Reinigungsstufe für die Kläranlage Seehausen untersucht werden.
Der demografische Wandel und der daraus resultierende Fachkräftemangel hat durch die ansteigenden Personalbewegungen einen Einfluss auf die Gesellschaft und führt zu Veränderungen in beispielsweise Recruitingprozessen.
Die wachsende Integration digitaler Technologien in die Energie- und Wasserwirtschaft, aber auch die erhöhte IT-Bedrohungslage durch den Russland-Ukraine-Krieg erhöhen das Risiko für Cyberangriffe. Dies führt zu einem gesteigerten Bedarf an erhöhter IT- und Datensicherheit, dem die Gesellschaft in den kommenden Jahren systematisch nachkommt.
Das in diesem Jahr in Kraft getretene Hinweisgeberschutzgesetz und die damit einhergehenden Anforderungen und Verpflichtungen für die Gesellschaft wurden in diesem Jahr fristgemäß umgesetzt und werden auch zukünftig weiterverfolgt.
Im Jahr 2024 soll es zu einer Anpassung des Entwässerungsgebührenortsgesetzes (E-GebOG) kommen. Zukünftig sollen die Schmutzwasser- und Niederschlagswassergebühr getrennt voneinander erhoben werden. Die Auswirkungen der Änderung auf hWB sind abhängig von der Ausgestaltung des Anpassungsprozederes durch die FHB. hWB ist an dem Diskussionsprozess beteiligt, um zu vorteilhaften Lösungen für Kunden, FHB und hWB zu kommen.
Die Geschäftstätigkeit von hWB ist bereits auf Nachhaltigkeit ausgelegt, was sich insbesondere auch in dem jährlich veröffentlichten Nachhaltigkeitsbericht widerspiegelt. Dieser basiert auf den Nachhaltigkeitskriterien des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK). In diesem Jahr hat hWB die zusätzliche Option genutzt, mithilfe des DNK nach dem CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz (CSR-RUG) im Sinne der EU-Taxonomie zu berichten. Darüber hinaus hat hWB in diesem Jahr den ersten DWA-Klimapreis gewonnen und wurde erstmalig für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Branche Wasserversorgung nominiert.
Die EU-Richtlinie zur nichtfinanziellen Berichterstattung von Unternehmen („Non Financial Reporting Directive“ (NFRD)) wurde überarbeitet und durch die „Corporate Sustainability Reporting Directive“ (CSRD) abgelöst. Gemäß den neuen Vorschriften für die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen auf EU-Ebene werden große Unternehmen, die derzeit nicht der NFRD unterliegen, ab dem Jahr 2026 für das Geschäftsjahr 2025 berichtspflichtig. Betroffene Unternehmen müssen gleichzeitig offenlegen, wie und in welchem Umfang die Tätigkeiten des Unternehmens mit Wirtschaftstätigkeiten verbunden sind, die gemäß der EU-Taxonomie-Verordnung als ökologisch nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten einzustufen sind. Diese regulatorischen Anforderungen werden auf hWB zutreffen.
5.2Erwartete Geschäftsentwicklung
Für das Jahr 2024 erwartet die Gesellschaft weiterhin eine herausfordernde gesamtwirtschaftliche Lage und damit verbundene Auswirkungen auf Preise und Verfügbarkeiten. Zum einen werden die Erlöse durch die Anwendung der Preisgleitklauseln der Leistungsverträge deutlich steigen. Zum anderen wird sich korrespondierend dazu der Materialaufwand ebenfalls erhöhen. Der Personalaufwand steigt entsprechend den angenommenen Tarifsteigerungen an. Die Abschreibungen erhöhen sich leicht aufgrund der geplanten Investitionen und prognostizierten Preissteigerungen. Aufgrund des gestiegenen Zinsniveaus erhöhen sich die Zinsaufwendungen für die Forfaitierung deutlich. Entlastend wirkt der sukzessive Anstieg der Abzinsungszinssätze im Bereich der langfristigen Rückstellungen.
Die hWB erwartet aus den zuvor genannten Gründen für das Jahr 2024 Umsatzerlöse in der Höhe von rund 110.558 TEUR bei einem Ergebnis vor Steuern in der Höhe von 15.646 TEUR.
6Aufsichtsrat, Geschäftsführung und Gesellschafter
Der Aufsichtsrat der hanseWasser Bremen GmbH im Jahr 2023
Herr Gunnar Geise, Bremerhaven, Vorsitzender
(Mitglied des Vorstands der swb AG, Bremen)
Herr Dr.-Ing. Dirk Waider, Krefeld
(Mitglied des Vorstands der GELSENWASSER AG, Gelsenkirchen)
Frau Senatorin Dr. Maike Schäfer, Bremen
(Die Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau)
Herr Hubertus Ulbrich, Dünsen, stellvertretener Vorsitzender
(Mitarbeiter der hanseWasser Bremen GmbH, Bremen)
Herr Frank Penning, Bremen
(Mitglied des Betriebsrats der hanseWasser Bremen GmbH, Bremen)
Herr Peter Fahsing, Bremen
(Mitglied des Betriebsrats der hanseWasser Bremen GmbH, Bremen)
Die Geschäftsführung der hanseWasser Bremen GmbH im Jahr 2023
Florian Franz
Ekkehart Siering
Die Gesellschafterstruktur
Seit dem 1. Januar 1999 ist die hanseWasser Bremen GmbH privatisiert. An der hanseWasser Bremen GmbH sind die hanseWasser Ver- und Entsorgungs-GmbH (hVE), eine Beteiligungsgesellschaft der swb AG und der Gelsenwasser AG, mit 74,9 % und die Freie Hansestadt Bremen mit 25,1 % beteiligt. Zwischen der hVE und hanseWasser besteht Geschäftsführeridentität.
Jahresabschluss 2023
1Bilanz
Bilanz
zum 31. Dezember 2023
Aktiva
31.12.23 EUR | 31.12.22 EUR | |
---|---|---|
A. Anlagevermögen | ||
I. Immaterielle Vermögensgegenstände | ||
1. Entgeltlich erworbene EDV-Programme | 554.804,26 | 557.955,73 |
2. Entgeltlich erworbenes Nutzungsrecht für das öffentliche Kanalnetz und sonstige Nutzungsrechte | 38.781.875,77 | 46.522.657,45 |
39.336.680,03 | 47.080.613,18 | |
II. Sachanlagen | ||
1. Grundstücke und Bauten | 48.115.670,97 | 49.321.575,48 |
2. Abwassersammlungsanlagen (Eigenanlagen) | 3.906.866,75 | 4.015.664,81 |
3. Mietereinbauten in das öffentliche Kanalnetz | 323.790.948,90 | 308.525.366,91 |
4. Technische Anlagen und Maschinen | 47.477.966,31 | 51.091.732,28 |
5. Andere Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung | 3.805.288,66 | 4.801.344,95 |
6. Geleistete Anzahlungen und Anlagen im Bau | 19.598.693,24 | 18.598.748,70 |
446.695.434,83 | 436.354.433,13 | |
III. Finanzanlagen | ||
1. Beteiligungen | 4.000,00 | 4.000,00 |
486.036.114,86 | 483.439.046,31 | |
B. Umlaufvermögen | ||
I. Vorräte | ||
1. Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe | 1.246.247,34 | 1.197.516,32 |
II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände | ||
1. Forderungen aus Lieferungen und Leistungen | 7.055.850,75 | 14.068.347,22 |
2. Forderungen gegen verbundene Unternehmen | 1.603.419,73 | 1.384.779,61 |
3. Forderungen gegen Gesellschafter | 3.118.974,06 | 1.151.275,08 |
4. Sonstige Vermögensgegenstände | 703.909,45 | 444.962,23 |
12.482.153,99 | 17.049.364,14 | |
III. Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten | 3.088,86 | 3.910,03 |
13.731.490,19 | 18.250.790,49 | |
C. Rechnungsabgrenzungsposten | 4.709.526,15 | 5.354.880,28 |
504.477.131,20 | 507.044.717,08 |
Passiva
31.12.23 EUR | 31.12.22 EUR | |
---|---|---|
A. Eigenkapital | ||
I. Gezeichnetes Kapital | 25.564.594,06 | 25.564.594,06 |
II. Kapitalrücklage | 26.209.845,59 | 26.209.845,59 |
51.774.439,65 | 51.774.439,65 | |
B. Rückstellungen | ||
1. Rückstellungen für Pensionen | 1.114.490,00 | 1.098.884,00 |
2. Sonstige Rückstellungen | 32.091.206,70 | 31.659.550,21 |
33.205.696,70 | 32.758.434,21 | |
C. Verbindlichkeiten | ||
1. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten | 3.486.705,48 | 6.137.648,72 |
2. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen | 2.950.349,24 | 1.210.770,91 |
3. Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen | 897.362,67 | 975.216,95 |
4. Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschaftern | 26.403.426,52 | 30.683.822,40 |
5. Sonstige Verbindlichkeiten | 1.199.042,97 | 709.952,00 |
34.936.886,88 | 39.717.410,98 | |
D. Rechnungsabgrenzungsposten | 384.560.107,97 | 382.794.432,24 |
504.477.131,20 | 507.044.717,08 |
2Gewinn- und Verlustrechnung
Gewinn- und Verlustrechnung
für die Zeit vom 1. Januar bis 31. Dezember 2023
2023 EUR | 2022 EUR | |
---|---|---|
1. Umsatzerlöse | 107.502.684,91 | 103.904.810,97 |
2. Andere aktivierte Eigenleistungen | 3.886.819,87 | 3.891.409,82 |
3. Sonstige betriebliche Erträge | 1.597.108,22 | 1.325.463,32 |
4. Materialaufwand | ||
a) Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe | –5.763.253,94 | –5.342.455,86 |
b) Aufwendungen für bezogene Leistungen | –15.428.367,98 | –15.679.278,36 |
–21.191.621,92 | –21.021.734,22 | |
5. Personalaufwand | ||
a) Gehälter und Bezüge | –24.685.774,72 | –22.958.075,44 |
b) Soziale Abgaben und Aufwendungen für Altersversorgung und für Unterstützung (davon für Altersversorgung € 1.578.941,31; Vorjahr € 1.421.579,86) | –6.207.398,97 | –6.154.623,62 |
–30.893.173,69 | –29.112.699,06 | |
6. Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens und Sachanlagen | –25.973.361,44 | –25.826.660,64 |
7. Sonstige betriebliche Aufwendungen | –10.269.859,62 | –9.144.756,83 |
8. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge (davon aus verbundenen Unternehmen € 140.992,71 Vorjahr € 26.467,57) | 559.204,88 | 26.467,57 |
9. Zinsen und ähnliche Aufwendungen (davon an verbundene Unternehmen € 30.838,64; Vorjahr € 31.306,94) (davon aus der Aufzinsung von Rückstellungen € 7.089,09; Vorjahr € 1.228.107,05) | –5.855.166,02 | –6.492.893,55 |
10. Ergebnis vor Steuern | 19.362.635,19 | 17.549.407,38 |
11. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag (davon Steuerumlagen € 6.300.168,33; Vorjahr € 5.920.869,79) | –6.347.997,33 | –5.957.144,23 |
12. Ergebnis nach Steuern | 13.014.637,86 | 11.592.263,15 |
13. Sonstige Steuern | –288.247,11 | –292.354,41 |
14. Ausgleichszahlung gemäß Ergebnisabführungsvertrag | –192.501,39 | –192.501,39 |
15. Aufgrund eines Ergebnisabführungsvertrages abgeführter Gewinn | –12.533.889,36 | –11.107.407,35 |
16. Jahresfehlbetrag (–)/ Jahresüberschuss | 0,00 | 0,00 |